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BEGRÜSSUNG

 

FEIERSTUNDE

30.Patenschaftstreffen, Pfingstsonntag, HKB Günther Drewitz

 

Liebe Heimatfreunde aus dem Greifenhagener Land,

liebe Patenschaftsfreunde aus der Stadt Bersenbrück und Landkreis Osnabrück,

Gemeinsam haben wir uns zu dieser Feststunde das Motto gegeben:

"Unsere Verantwortung für Deutschland und Europa,

Erfahrungen der Geschichte – Blick in die Zukunft"

Worte die ich Gestern, beim pflanzten einer „Friedenslinde“ am Heimathaus Feldmühle, „die für Frieden, Freiheit u. Recht steht, und gegen Krieg, Flucht u. Vertreibungen“, gesagt habe, wiederhole ich auch heute.

Wo es keine Erinnerung –an Krieg- gibt, hält das Böse die Wunden offen“. Nein, wir wollen nichts verdrängen, wir wollen aus unseren Erfahrungen der Geschichte, mit Blick in die Zukunft, immer wieder mahnen, daß Krieg und Unrecht nur zu Bösem führt.

In diesen Maitagen wurde immer und immer wieder an den 8. Mai vor 70 Jahren erinnert,

zu recht wie ich meine, denn das Ende des 2. Weltkrieges endete in Tagen der Schmach und des Schmerzens.

Die ZAHLEN die ich jetzt nenne, mögen es verdeutlichen.

5.316 Millionen deutsche Kriegstote hat dieser Krieg dahingerafft,

600 Tausend deutsche zivile Opfer durch den Luftkrieg,

5.1 Millionen jüdische Opfer, ---und wer zählt all die anderen,

- die der Allianz

1,6 Millionen deutsche Kriegsgefangene wurden ermordet, allein 1.3 Mil. in Rußland,

16 Millionen aus der angestammten Heimat Vertriebene,

2,9 Mil. kamen bei Flucht und Vertreibung durch Kriegsverbrechen ums Leben,

und 116.000 Quadratkilometer Gebietsverluste mußten wir Deutsche völkerrechtswidrig hinnehmen.

Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Freunde, diese Zahlen spiegeln das Grauen und die Grausamkeiten von Kriegen insgesamt wider, sie treffen die Menschen und jeder Einzelne muß sein eigenes Schicksal während und danach ertragen und meistern.

Das trifft zuerst den einzelnen der Erlebnisgenerationen. Diese aber müssen Brückenbauergeneration zu den Nachfolgenden sein.

Ihre Erfahrungen, ihr Leiden und ihre Qual müssen immer wieder mahnen, Krieg und Unrecht führt nur zu Bösem!

Wie Sie alle wissen, -wie Ihr wißt-, gehöre ich zu dieser sogenannten Erlebnisgeneration.

Ich habe Erfahrungen gemacht, über Krieg und Unrecht zu urteilen.

Mit meinem Schicksal, in wenigen Worten geschildert, möchte ich das untermauern.

1944, mit 16 Jahren, bei den mörderischen Luftangriffen auf die pommersche Hauptstadt Stettin als Hitlerjunge im Einsatz. Suchen von Brandbomben-Blindgängern in den Brandruinen,

- die verbrannten Frauen, Kinder und Alte bergen, waren meine erste Begegnung mit dem Kriegstod.

Wehrertüchtigungslager mit Ausbildern der Waffen-SS,

-Vorbereitung zum Kriegskampf.

RAD – Reichsarbeitsdienst, -Einsatz nicht mit Spaten, sondern mit Gewehren.

Im Januar 45, rekrutiert zum Werwolf, - Verwundete aus Bahn mit Sankas rausgeholt.

Februar 1945 freiwillige Zwangsmeldung zu den Soldaten. „Jahrgang 1928 meldet sich geschlossen freiwillig“. Geschlossen entschlossen, NEIN, mein Führer! Nur meine Pflicht für Volk und Vaterland erfüllt!

7. Fallschirmjäger-Division in Holland. Erste Feindberührung im Raum Goor-Hengelo, letzte Feindkämpfe gegen Engländer in Nienburg/Weser. Da war ich schon 17 Jahre alt.

Am 29./30. April mit Marschbefehl nach Berlin zur Abwehr der Sowjets, mit der Fähre von Cuxhaven nach Brunsbüttel,

---bei der Ankunft ruft uns ein Marinesoldat zu:

Der Führer ist tot“. Für mich war klar: „Das war das Ende des furchtbaren Krieges“!

Ich habe viele Kameraden sterben sehen!

Ich war noch mal davongekommen!

Ich kam in englische Kriegsgefangenenschaft, -und habe überlebt. 1.6 Millionen deutsche Kriegsgefangene nicht!

Freunde, für mich war der 8. Mai 1945 kein Tag der Befreiung.

Er war ein Tag der „Erlösung und Vernichtung“!

---erlöst vom Krieg, erlöst von der Diktatur des Nationalsozialismus, gleichzeitig aber als Verlierer der Willkür der Sieger ausgeliefert.

Millionen Deutsche wurden nach dem 8. Mai noch Opfer.

Deutsche waren kollektiv nicht Täter, wie es uns immer wieder von außen wie von Innen beschworen wird.

Wir wissen heute, daß in diesem Krieg Schreckliches auf beiden Seiten geschehen ist, und sich Unbegreifliches zugetragen hat.

Soldaten sind Mörder“ sagt Kurt Tucholski 1931 in der„Weltbühne“.

Aber der Schatten der Vergangenheit darf nicht nach 70 Jahren nur auf die deutschen Soldaten fallen, als wären wir allein eine Heerschar von Verbrechern gewesen.

Siebzig Jahre nach Kriegsende:Deutsche Opfer sind vergessen.

Weder der Bundespräsident noch die Kanzlerin erinnerten an unsere Toten. Ich schämte mich am 8. Mai 2015.

Die wissenschaftlich, weltweit fundiert geschichtliche Aufarbeitung was „70 Jahre davor“ geschah, liegt uns heute vor.

Wir müssen sie nur lesen, anhören und lernen zu verstehen.

Ich sprach anfangs von der „Brückenbauergeneration“. Brücken müssen auf tragfähigen Pfeilern stehen. Das Fundament dazu ist: Frieden, Freiheit und Recht, -Wahrhaftigkeit und Fähigkeit zur Verständigung und Versöhnung.

Unser Partnerschafts-und Freundschaftsvertrag vom 11.11.1996 zwischen dem Heimatkreis Greifenhagen/Pommern und den 4 polnischen Städten und Gemeinden Gryfino, Banie, Widuchowa und St. Czarnowo, im ehemals deutschen Kreis Greifenhagen, sollte seinen Beitrag dazu leisten.

Wenn ihr mich fragt, was mich in und nach all diesem Zwang, Terror und der Gewaltpolitik am meisten schmerzt, ist der Verlust meiner Heimat, die Vertreibung aus meinen glücklichen Kindstagen in meiner Geburtsstadt Greifenhagen an der Oder. Das läßt mich nicht los.

Dankbar bin ich, daß ich in der Fremde, in Lübeck ein zufriedenes Zuhause gefunden habe.

Dankbar bin ich, daß meine Schicksalsgefährten und ich aus dem pommerschen Kreis Greifenhagen hier in Bersenbrück, im alten Kreis Bersenbrück, jetzt Landkreis Osnabrück,

patenschaftlich eine „Zweite Heimat“ gefunden haben.

Möge diese Dankbarkeit auch weiterhin verstanden werden.

Das hier begründete Gefühl des Miteinander, das Verständnis des Zusammenzugehören, die Fürsorge und Hilfe, und ein Geborgensein unter Freunden, ist Teil eines wahren Ausgleichs für den Heimatverlust.