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Kolbatz


Kolbatz mit GutAmtsgericht und Finanzamt Greifenhagen, Post, Amtsbezirk und Standesamt Kolbatz, Schule und ev. Kirche.

Lage:

Kolbatz ist eine der bevorzugten Lagen des Kreisgebietes und so ist es kein Wunder, dass hier schon in prähistorischer Zeit die Besiedlung einsetzte. Lehm- und Tongruben waren vorhanden, der Wald nicht weit, die wasserreiche Plöne durchfließt das Gebiet und fischreiche Seen befinden sich in unmittelbarer Nähe. So bot die Gegend für alle Ansprüche gute Voraussetzungen: vom Jäger und Sammler, vom Viehzüchter bis Ackerbauern hatte jeder hier beste Voraussetzungen. Die Prähistorischen Wohnplätze sind bis heute nicht untersucht; welche Bedeutung Kolbatz in der Frühzeit für das pommersche Herzoghaus hatte, ist immer noch wenig bekannt. Erst mit der Stiftung des Klosters Kolbatz 1173 rückt dieser Raum in das Licht der Öffentlichkeit. Das Dorf liegt an den Straßen Stettin - Pyritz und Stettin - Stargard, war bis 1945 an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Die Grünlandflächen an der Plöne liegen auf knapp 14 m und die Ackerflächen reichen bis gut 46 m hinauf. Die Böden gehören zu den besten im Kreisgebiet.

Geschichte:


Die Vorhistorischen Wohnplätze lagen zu beiden Seiten des Plönesees. In wendischer Zeit war Kolbatz Burgdistrikt. Wartislaw II, Kastellan von Stettin, Sohn des Swanitbor und naher Verwandter des Herzogs Bogislaw I. hatte hier umfangreichen Besitz und stiftete 1173 das Kloster Kolbatz. Fünf Orte gehörten zur Stiftung dazu. Die Mönche gehörten der Linie Clairvaux - Esrom an. Mitte des 14. Jahrhunderts war der Besitzerwerb des Klosters abgeschlossen. 56 Dörfer und Streubesitz gehörten nun dazu. 1535 nach der Reformation fiel der Besitz an das pommersche Herzoghaus und wurde nun königliches Amt. Diese nutzten Kolbatz als Jagdschloss und Gästehaus mit Reitstall. Nach der Schwedenzeit war Kriegsrat Sydow Generalpächter.1811 kaufte Amtmann Gaede Kolbatz, 1816 war der Geheime Kommerzienrat Krause Eigentümer. Dieser konnte den Besitz jedoch nicht halten und der Staat kaufte Kolbatz zurück. Seither war die Domäne an Barth, dann Fabricius und Schulz verpachtet. Nach der Reformation wurde die Klosterkirche zur Dorfkirche herabgestuft. Das Langhaus wurde zum Kornspeicher ausgebaut. 1720 erfolgte dann der Abbruch von Kreuzgang und Seitenschiffen. Die Kirche erfuhr 1851 bis 1852 eine gründliche Renovierung. In den Siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts stürzte der Dachreiter ein. Die Reste sind seither mit einem Notdach geschützt.

Statistische Daten:

Höhenlage: um 15 - 20 m über NN.

Zahl der Haushaltungen: 101

Einwohner: 357
- davon männlich 177
- davon unter 6 Jahren 43 
- davon 6 - 14 Jahre 56
- davon 14 - 65 Jahre 220
- davon über 65 Jahre 38

nach der Tätigkeit zugehörig zu
- Land- und Forstwirtschaft 257
- Industrie und Handwerk 30
- Handel und Verkehr 28

nach der Stellung im Beruf
- Selbständige 32
- mithelfende Familienangehörige 32
- Beamte und Angestellte 30
- Arbeiter 229

Anzahl der landw. Betriebe m. Betriebsflächen
- 0,5 ha - 5,0 ha 15
- 5,0 ha - 10,0 ha 5
- 10,0 ha - 20,0 ha 1
- 20,0 ha - 100,0 ha 0
- über 100,0 ha 1

Gemeindefläche in Hektar 963
Gemeinde-Hektarsatz in DM 1.180

Kirche:

Zisterzienser Klosterkirche. Baubeginn um 1210. Der vorhandene Bau ist erst um die Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden. Die Anlage ist nach den strengen Regeln des Ordens erfolgt. Ziegelbau des Übergangstiles, kreuzförmige Basilika von noch breiten romanischen Verhältnissen. Die Joche der Hauptschiffe schmal rechteckig, im Chore ein altes Joch , in den Kreuzarmen je zwei, im Langhaus acht Joche. An der Ostseite reich gegliedert, wie die Gewölbedienste mit schlanken Trapezkapitellen. Aus der 1. Bauzeit das Querschiff und die zwei ersten Joche des Langhauses, außen Lisenen und Bogenfriese. Nach zeitweiliger Unterbrechung die sechs westlichen Joche frühgotisch weitergeführt. Sehr deutlich spricht sich der Wechsel des Stiles aus in der Verschiedenheit der die Schiffe trennenden Bögen und der Gestalt der Fenster der Obermauern. Die Kreuzgewölbe auf Rippen, aus der 2. Bauzeit, vollendet 1307. Die Westansicht ohne Turm, über dem Erdgeschoß ein hübscher Rundbogenfries aus Tonplatten, nordwärts ein quadratisches Treppentürmchen (wie in Lehnin), das große Mittelfenster vermauert, südwärts daneben eine Blende mit Stab- und Maßwerk. Im Giebel eine große Rose in reichem, doch einfach gegliedertem Maßwerk auf geputztem Grunde. Die Eingänge im Nordkreuzarm und in der Westseite des südlichen Seitenschiffs. Hochgotischer Neubau des Chorhauptes 1347 geweiht, zum alten Joch ein zweiter mit 5/8 Schluss hinzugefügt, breite vierteilige Fenster mit Pfosten und Bögen. Aus spätgotischer Zeit um 1500 Sterngewölbe über der quadratischen Vierung, auch im Chore, dort zerstört und 1852 durch Kreuzgewölbe ersetzt; Abdeckung der Giebel der Kreuzarme. Seit dem Brande 1662 verstümmelt, die Kapellen des Südkreuzarmes und beide Seitenschiffe des Langhauses abgebrochen. Die Ausstattung vernichtet. Auch das Klostergebäude an der Südseite der Kirche ist abgebrochen. Geblieben ist nur ein Rest vom Kellergeschoß mit Gewölben. Aus den Sälen sind erhalten neun Säulenkapitelle aus Kalkstein und drei Basen aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhundert. Zwei der Kapitelle mit Darstellungen aus dem Klosterleben. Sie stehen heute in den Ausstellungsräumen des Staatsarchivs.
(Dehio - Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler)

Gewerbe:

Fast alle Handwerker vertreten

Bauten:

Das restaurierte Abtshaus ist erhalten und wird heute als Gemeindebibliothek genutzt. Eine mittelalterliche (nicht zugängliche) Scheune wird vom Staatsgut genutzt. Der Turm, der als Gefängnis gedient hat, ist an der Dorfstraße erhalten. Im Dorf steht heute der Teufelsstein (mit "Abdruck des Teufelsfußes") der früher bei der Domäne Hofdamm war.

Literatur: (die genauen Quellenangaben entnehmen Sie bitte dem Inhalt der Seite "Literatur")


→A2 Berghaus
→A5 Brüggemann
→A13 Hoogeweg
→A17 Knobelsdorff-Brenkenhoff
→A18 Kohlhoff
→A21 Lemcke
→A25 Wehrmann
→B3 Dehio

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