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Sydowsaue

 

SydowsaueMit deutlich über 4000 Einwohnern war Sydowsaue das größte Dorf im Landkreis Greifenhagen, doch von einer bäuerlichen Struktur konnte hier schon lange keine Rede mehr sein. Am 15. 10. 1939 wurde dann Sydowsaue mit Klütz, Hökendorf und Mühlenbeck in die Großstadt Stettin eingemeindet.

Geschichte:

Die Geschichte von Sydowsaue beginnt mit Kröningsaue oder Kröningshof. Durch den Vertrag vom 30 Juni 1747 wurde dem Oberamtmann Jacob Kröning rund 840 Morgen an der Reglitz im Klützer Landbruch und Umgebung verschrieben. Er sollte hier als Lokator oder auch Entrepeneur eine Siedlung aufbauen. Doch es kam anders.

Heute erinnert an Kröning nur noch der Name Kröningsaue des Wiesengeländes westlich der Ostoder und das Gut Kröningsaue auf dem später die Glanzstoffwerke angesiedelt wurden. Doch wie viele Lokatoren hatte sich vermutlich auch Kröning übernommen und gab den Großteil der Ländereien an den Kriegsrat und Lokator von Sydowsaue Richard Christoph Sydow aus Kolbatz ab. Da diese Weitergabe bereits nach einem % Jahr vom König bestätigt wurde, darf dies wohl schon als ausreichender Beweis angesehen werden, dass Kröning nicht in der Lage war eine Siedlung zu gründen. Für sich behielt er aber das Köblitzsche Bruch, worauf er die Kolonie Kröningsaue anlegte.

Seine Erben verkauften diese am 16. März 1780 an das Dorf Hohenzahden. Auch Kriegsrat Sydow erhielt seinen Lokatorvertrag am 30. Juni 1747 zur Gründung von Sydowsaue. Der Lokator wurde meistens mit der drei- bis vierfachen Fläche ausgestattet und besaß die untere Gerichtsbarkeit. Damit war er berechtigt über Streitigkeiten zwischen den Siedlern zu richten. Der Erbzins musste in vier Jahren abgetragen werden. Eine Veräußerung war möglich, aber es stand dann der zehnte Teil dem Landesherrn zu. Die Erbzinsmänner besaßen die Brau- und Brandweinbrennerei-, Krug- und Mühlengerechtigkeit, die niedere und mittlere Jagd, die Fischereirechte auf der Oder soweit die Güter reichten (dafür musste eine Pacht gezahlt werden), Befreiung von fast allen Steuern, und die Zusicherung dass sich der Erbzins für ihr Gut nicht erhöhen durfte.

Diese ungeheure Machtfülle und finanziellen Vorteile veranlassten viele Lokatoren zahlreiche Projekte gleichzeitig zu betreiben und waren damit oft total überfordert. Zu diesen Lokatoren gehörte auch Sydow. Außerdem war er ja Generalpächter von Kolbatz und somit der Leiter des königlichen Amtes Kolbatz. Er zahlte also den Erbzins für seine Erbzinsgüter in den neuen Siedlungen an sich selbst, dem Amtsleiter von Kolbatz, und musste ihn dann an den Landesherrn weiter geben zusammen mit der Pacht von den Kolbatzschen Gütern. Welche Machtfülle!

1819 konnte das Gut gegen Zahlung von 8725 Talern das Erbzinsverhältnis zum Landesherrn ablösen, doch die Bauern in Sydowsaue waren dem Gut weiterhin zinspflichtig. Ihnen gelang die Befreiung erst nach 1850 mit Hilfe der neu gegründeten Landrentenbank. 1819 waren wohl noch die Erben des Sydow im Besitz des Gutes. Dann erwarb die Familie Siebenbürger das Gut. 1857 kaufte der Premier-Leutnant Louis von Frankenberg-Ludwigsdorf den Besitz für 109 000 Taler. Seine Frau war eine Freifrau von Pirch. Zu dieser Zeit gehörte zum Gut eine Ziegelei, die sogar über einen kleinen Hafen an dem Sydowsauer Kanal verfügte. Der nächste Besitzer des Gutes war der Major von Kaphengst. Wir wissen nichts über ihn.

Er verkaufte an den Stettiner Reeder und Stadtrat Knust. Dieser war wohl der letzte private Besitzer des Gutes mit einer Größe von 250 Hektar. Er begann mit dem Verkauf von Ländereien zu Siedlungszwecken am Ostrand der Gemeinde. 1912 verkaufte er das Gut an die Landbank.

1903 erwarb die Stapelfaserfabrik das Gut um auf dem Gelände ihre Fabrik zu erbauen. Auch zu Zeiten der Vereinigten Glanzstofffabriken Sydowsaue wurde das Gut weiter betrieben. Es hatte noch immer eine Fläche von 204 Hektar. 1939 wurde das Dorf Klütz nach Sydowsaue eingemeindet. Doch dieser
Siedlungsplatz ist wesentlich älter. Aus einem wendischen entstand das deutsche Dorf, welches 1305 durch Kauf in den Besitz des Klosters Kolbatz kam.

Nach der Reformation kam Klütz zunächst in den Besitz der in Klebow ansässigen Familie von Palen und nach deren Aussterben zum Amt Kolbatz.

Statistische Daten:

Höhenlage:

 

zwischen 1-30 Meter

Zahl der Haushaltungen:

 

75

Einwohner:

 

4.353

- davon männlich

 

2.081

- davon unter 6 Jahren

 

509

- davon 6 - 14 Jahre

 

539

- davon 14 - 65 Jahre

 

2.973

- davon über 65 Jahre

 

332

nach der Tätigkeit zugehörig zu

   

- Land- und Forstwirtschaft

 

287

- Industrie und Handwerk

 

2.431

- Handel und Verkehr

 

669

nach der Stellung im Beruf

   

- Selbständige

 

359

- mithelfende Familienangehörige

 

173

- Beamte und Angestellte

 

853

- Arbeiter

 

2.470

Anzahl der landw. Betriebe m. Betriebsflächen

   

- 0,5 ha - 5,0 ha

 

36

- 5,0 ha - 10,0 ha

 

13

- 10,0 ha - 20,0 ha

 

17

- 20,0 ha - 100,0 ha

 

7

- über 100,0 ha

 

2

Gemeindefläche in Hektar

 

489

Gemeinde-Hektarsatz in DM

   

Kirchen:

1927 wurde die Kirche in Sydowsaue im modernen Baustil aus Ziegelsteinen errichtet. Die Kirche hat ein Seitenschiff und einen daneben gestellten Kirchturm. Dieser hat die Funktion eines Verbindungsteils.
Der Ortsteil Klütz hatte eine ältere Kirche. Bis zum Neubau in Sydowsaue waren die Gemeindemitglieder hier eingepfarrt. Der Findlingsbau stammte aus dem späten Mittelalter. Dem Grundriss nach war es eine unregelmäßige Kreuzkirche mit einem Holzturm. Sie wurde 1945 zerstört.

Gewerbe:

1903 wurde auf dem Gutshofacker die Fürst Guido Donnermarck'sche Kunstseidenwerke errichtet. Schon 1911 gingen diese in den Besitz der Vereinigten Glanzstofffabriken AG Wuppertal-Elberfeld über, an die der Fürst in Sydowsaue beteiligt war (VGFAG). Er schied jedoch nach dem 1. Weltkrieg aus. Die 1919 gegründete Stapelfaserfabrik Jordan & Co in Sydowsaue war eine Tochterfirma. Hier arbeiteten zuletzt zwischen 1500 - 1800 Personen.

Literatur: (die genauen Quellenangaben entnehmen Sie bitte dem Inhalt der Seite "Literatur")

→A2 Berghaus
→A5 Brüggemann
→ "Sydowsaue und Klütz" - eine Dokumentation von Armin Bergenroth, Berlin 1992.

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